top of page

Regenbogenparlament: "It takes a village – Intersektionale Demokratieförderung in ländlichen Räumen"

Regenbogenparlament: "It takes a village – Intersektionale Demokratieförderung in ländlichen Räumen"
Regenbogenparlament: "It takes a village – Intersektionale Demokratieförderung in ländlichen Räumen"

Datum & Ort

18. Sept. 2024, 10:00 – 16:00

Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, 14469 Potsdam, Deutschland

Informationen

Ländliche Räume sind vielfältig, vor allem auch durch die Menschen  vor Ort, welche ihre Lebensräume lebendig und lebenswert gestalten.  Gleichzeitig sehen sich gerade marginalisierte Gruppen wieder vermehrt  Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt. Demokratie und gleichberechtigte  Teilhabe stehen in Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks in ganz  Deutschland zunehmend vor großen Herausforderungen. So steigt das Risiko  für extremistische Radikalisierung, auch in ländlichen Räumen. Im  Rahmen des achten Regenbogenparlaments möchten wir uns daher mit den  Teilnehmenden u.a. folgenden Fragen widmen:

Was bedeutet es, in einem sogenannten „strukturschwachen“ Raum zu  leben? Wie kann in ländlichen Regionen Teilhabe, Selbstwirksamkeit und  Gemeinschaftsbildung aller Menschen gefördert und wie können besonders  marginalisierte Gruppen geschützt und empowert werden? Was können  Politik, Zivilgesellschaft und die Bürger*innen vor Ort tun, um  demokratiegefährdenden Einstellungen den Nährboden zu nehmen und diesen  entschlossen entgegenzutreten? Wie kann dies diskriminierungssensibel  und intersektional geschehen?

Wir freuen uns sehr, diesen und weiteren Fragestellungen mit Ihnen  und einer Vielzahl an Referent*innen nachzugehen, uns auszutauschen und  zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteur*innen aus dem Land Brandenburg  zusammenzubringen.

Die Teilnahme am Regenbogenparlament ist nach Anmeldung und Bestätigung kostenfrei möglich.

Geplanter Programmablauf:

09:30 Uhr       Anmeldung / Willkommenskaffee

10:00 Uhr       Begrüßung

10:30 Uhr        Austausch mit dem CSD Cottbus: „Queere Vielfaltentwicklung in Cottbus und Spree-Neiße“ – zwischen Graswurzelarbeit, Aktivismus und extrem rechter Dominanz

„Es wird, es wird“, sagt Christian Müller sehr oft. Der  Sozialarbeiter erzählt von der Vielfaltarbeit unter schwierigen  Bedingungen. Er spricht von guten Praxiserfahrungen und von den  kraftraubenden Hürden im System. Der Blick nach Cottbus ist mehrfarbig.  Hier gibt es queeres Engagement und gleichzeitig antidemokratische  Phänomene. Wer in der Region sichtbar auftritt, sollte mit allem  rechnen, auch mit einem Lächeln.

Das Austauschformat wird mit einem thematischen Input von Christian  Müller beginnen und bietet den Teilnehmenden im Anschluss die  Möglichkeit für Fragen, das Teilen von eigenen Erfahrungen, das  Diskutieren von Beispielen guter Praxis und für Vernetzung.

Christian Müller ist in vielen Rollen zu Hause.  Aktivist, CSD Cottbus e.V. und AIDS-Hilfe Lausitz e.V. Vorstand, Drag  Queen und Geschäftsführer vom Regenbogenkombinat Cottbus. Der  Sozialarbeiter lebt seit 44 Jahren in der Region Cottbus und stößt  Veränderungsprozesse an.

12:00 Uhr       Mittagspause

13:00 Uhr       Workshops

Workshop 1: „Mami, Mama, Papa, Kind?!“ – Queere Familien in Brandenburg

Manche Familien kommen oft vor – auf Bildern für die  Schwimmbadwerbung, in der Gute-Nacht-Geschichte oder der Lieblingsserie.  Sie prägen unser Verständnis von Familie. Sie werden mitgedacht, beim  Geburtsvorbereitungskurs, der Familienberatung, beim Eintrag in die  Geburtsurkunde, der Vaterschaftsanerkennung oder dem Elterngeldantrag.  Aber Familie war und ist schon immer vielfältig und viel mehr als das.  Und genau darum geht es in diesem Workshop. Gemeinsam werfen wir einen  Blick auf Regenbogenfamilien und ihre Situation in Brandenburg und  Deutschland.

Im ersten Teil des Workshops werfen wir zunächst einen umfassenderen  (Lern)Blick und beschäftigen uns mit folgenden Fragen: Worauf müssen wir  beim Lernen über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt achten? Und wo  fangen wir damit am besten an? In der zweiten Hälfte dreht sich alles um  das Thema Regenbogenfamilie: Was ist eigentlich eine Regenbogenfamilie?  Welche Wege der Familiengründung haben queere Paare/Personen in  Deutschland? In welchen Bereichen sind sie (nicht) mit anderen Familien  gleichgestellt?

Außerdem wird es eine Auswahl an relevanten pädagogischen Materialien  und vielfaltssensiblen Kinderbüchern zum Durchstöbern geben.

Kris (Pronomen: er/ihm) lebt mit seiner Familie in  Potsdam und leitet seit etwa drei Jahren das Projekt „Regenbogenfamilien  in Brandenburg stärken!“ des LSVD Berlin-Brandenburg e.V. Parallel zum  Masterstudium (Erziehungswissenschaften) arbeitete er bei der  Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule und Trans* Belange des  Landes Brandenburg und koordinierte das Antidiskriminierungs- und  Bildungsprojekt „Bildung unterm Regenbogen“. Darüber hinaus engagierte  er sich ehrenamtlich beim Bundesverband Queere Bildung und entwickelte  pädagogische Handreichungen zum Thema sexuelle und geschlechtliche  Vielfalt für die Bundeszentrale für politische Bildung sowie das  Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg.

Workshop 2: „klassismus ist keine kunstepoche“ – ein antiklassistischer einführungsworkshop

Wir wollen in unserem Workshop mit euch über Klasse und Klassismus  sprechen. Klassismus ist ein aktivistischer Begriff, der die  Diskriminierung und Unterdrückung aufgrund der sozialen Herkunft und  Position – oder eben der Klassenherkunft und Klassenzugehörigkeit –  beschreibt. Klassismus trägt zur Aufrechterhaltung der  Klassengesellschaft bei. Klasse entscheidet beispielsweise über Zugänge  zu Geld, Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe und Kultur.

Im Workshop gehen wir der Frage nach, wo und wie Klassismus wirkt.  Neben Inputs von uns wollen wir gemeinsam über unsere Klasse nachdenken,  mit anderen ins Gespräch kommen und unsere eigenen Überzeugungen und  Vorstellungen hinterfragen.

Die Referent*innen sind im Bildungskollektiv kikk – klassismus ist keine kunstepoche aktiv.  Sie sind in Berlin zuhause und werden überall dort tätig, wo sich  Menschen mit Klasse, (Anti-)Klassismus und Kapitalismuskritik  auseinandersetzen wollen – und müssen. kikk bietet Workshops, Vorträge,  Beratung sowie klassismussensible Mediationen an und organisiert  politische Aktion. Erfahrungen mit negativer Betroffenheit von  Klassismus einen sie.  Klassismus ist für sie – verschränkt mit anderen  Herrschafts- und Diskriminierungsformen – Symptom des patriarchalen  Kapitalismus, den es zu überwinden gilt.

Workshop 3: „Kunst, Natur und jüdische Geschichte!“

Begleiten Sie Hani חאני Esther Indictor Portner (they/them oder keine  Pronomen) bei einem Spaziergang. Dabei setzen wir uns mit den Bäumen,  den Pilzen und dem Heiligen See auseinander und besprechen die lokale  queer-jüdische Geschichte anhand von Persönlichkeiten wie Gad Beck und  den Aktivitäten der jüdischen Widerstandsgruppe Chug Chaluzi, die  Ausflüge in die umliegenden Wälder unternahm.

Sobald wir wieder im Veranstaltungshaus sind, werden wir mit  Ölpastellkreiden und Buntstiften experimentieren, um zu zeichnen, wie  wir uns bei unserem Outdoor-Abenteuer gefühlt haben, und lernen, wie man  Veranstaltungen mit künstlerischen, ortsgeschichtlichen und  naturbezogenen Verarbeitungselementen versehen kann. Die  Workshop-Teilnehmenden werden Ideen für die Umsetzung dieses Formats in  ihren Umfeldern mit nach Hause nehmen, indem sie sich mit anderen  Teilnehmenden austauschen und sich gegenseitig unterstützen und  ermutigen, denn alle können Künstler*innen sein und Kunst unterrichten!

Der Workshop wird auf Englisch mit Deutscher Simultan-Übersetzung gehalten.

Hani חאני Esther Indictor Portner ist jüdisch, transgender, queer, behindert, Künstler*in, Historiker*in,  Kräuterkundler*in, Reiseleiter*in und Hexe. In den Führungen, die Hani  im Laufe der Jahreszeiten anbietet, unterrichtet Hani zugängliche Kurse  in der Suche nach essbaren Kräutern und Pilzen für Feenliebhaber*innen  und ermutigt dazu, die Verbindung mit dem riesigen Netz des Lebens und  der Weisheit unter unseren Füßen zu feiern. Hanis Podcast- und  Workshop-Reihe „Passing the Paintbrush“, die they seit 2024 betreibt,  verbindet die Vermittlung von Wissen über jüdische LGBT-Künstler*innen  mit dem gemeinschaftlichen Kreieren eigener neuer Werke und erkundet die  lokale Geschichte.

Workshop 4: „Zusammenhalt geben“ – Community-basierte Antirassismus-Arbeit in Ostdeutschland

Rassismus ist eine Form der Diskriminierung, die strukturell auf  allen gesellschaftlichen Ebenen tief verankert ist. Für Betroffene geht  Rassismus mit Abwertung, Ausgrenzung und Benachteiligung einher und kann  gravierende körperliche und seelische Schäden hinterlassen. Besonders  in ländlichen Räumen Ostdeutschlands gibt es kaum Unterstützungsangebote  für Betroffene. Hier setzt das Projekt „AntiRaktiv“ von DaMOst e.V. an, indem es von Rassismus betroffene Personen unterstützt, berät und empowert.

Innerhalb des Workshops wollen wir in einem ersten Teil ein Lagebild  zur Antirassistischen-Arbeit in Ostdeutschland geben. Hierfür wird sich  mit den spezifischen Formen von Rassismus auseinandergesetzt und auf  welchen gesellschaftlichen/institutionellen Ebenen und Kreuzungen  Rassismus wirkt, auch in seiner Verschränkung mit anderen  Diskriminierungsformen.

Im zweiten Teil soll ein pragmatischer Einblick in die  Community-basierte Beratungsarbeit in Fürstenwalde gegeben werden.  Hierfür wird unsere Community-Berater*in von ihrer Arbeit vor Ort  berichten, ihre Erfahrungen teilen, praktische Tipps zum Aufbau  selbst-organisierter Strukturen geben, aber auch über gesellschaftliche  und politische Herausforderungen sprechen.

15:00 Uhr       Kaffeepause im Foyer

15:15 Uhr       Closing-note „It Takes a Village“ – Demokratie geht nur gemeinsam!

(Laura Nickel, Initiative „Schule für mehr Demokratie“)

Was es bedeutet, als engagierte Lehrkraft für ihre Schüler*innen,  Familienmensch in einer Regenbogenfamilie und hörbare Stimme für  Demokratie in einer ländlichen Region zu agieren, in der sich Teile der  Gesellschaft gegen demokratische Prinzipien wenden, wird uns Laura  Nickel berichten. In einer abschließenden Rückschau über ihre Eindrücke  vom Regenbogenparlament mit persönlichen Impulsen für Vernetzung,  Ressourcenorientierung, Solidarität und Zivilcourage werden wir den Tag  in einem empowernden Austausch ausklingen lassen.

Laura Nickel lebt, arbeitet und engagiert sich im  südlichen Brandenburg. Durch ihre Haltung und ihr konsequentes Handeln  im Rahmen ihres Berufs als Lehrerin wurde aus der Privatperson Laura  Nickel binnen kürzester Zeit eine Person von öffentlichem Interesse.  Laura Nickel entschloss sich mit ihrem Kollegen nicht wegzusehen und die  rechtsradikalen, sexistischen und homophoben Umtriebe an ihrer Schule  letztlich öffentlich zu machen. Neben vieler Solidaritätsbekundungen,  dem Zusammenschluss im Bündnis „Schule für mehr Demokratie“ und  Auszeichnungen für ihr Engagement sah sie sich fortan auch Anfeindungen,  Bedrohungen und Mobbing an ihrem Arbeitsplatz und Wohnort ausgesetzt.  Schließlich entschloss sich Laura Nickel, an einem anderen Ort einen  beruflichen Neuanfang zu suchen. Ihre Stimme erhebt sie dennoch auch  weiterhin.

15:30 Uhr       Fragen aus dem Plenum zur Closing-Note

15:45 Uhr       Verabschiedung

16:00 Uhr       Ende der Veranstaltung

Moderation: Julian Knop (Stuhlkreisrevolte)

Das  Regenbogenparlament wird durch ein Awareness-Team und durch  Dolmetscher*innen für die Deutsche Gebärdensprache (DGS) zur  Gewährleistung einer barrierearmen Veranstaltung unterstützt.

Zur Verpflegung bieten wir ein vegetarisch / veganes Catering an.

Diese Veranstaltung teilen

bottom of page